Die grösste medizinische Herausforderung im Altersbereich sind dementielle Erkrankungen, wobei die Alzheimer-Demenz ca. 60% davon ausmacht. Der Anteil Betagter steigt auch in der Schweiz rasch, die Beziehung zwischen Alter und Häufigkeit einer dementiellen Erkrankung ist exponentiell.
In der Schweiz leben geschätzt 110‘000 Demenzkranke – die Mehrzahl davon ohne offizielle Diagnose. Allein in der Gemeinde Spiez dürfte es (aufgrund statistischer Erwägungen) 350 – 400 Demenzkranke geben.
Eines der Ziele ist es, frühzeitig eine Diagnose zu stellen, um adäquate Begleitung, Betreuung und Therapie zu gewährleisten. Auch geht es um viel Geld: ein Heimaufenthalt stellt die teuerst-mögliche Betreuungsform dar, das öffentliche Gesundheitswesen hat ein Interesse an möglichst spätem Heimeintritt.
Idealerweise stellt der Hausarzt schon früh die Weichen mittels Screeningverfahren (Anamnese, spezifische Tests) und Weiterleiten an spezialisierte Memory Clinics (die Realität ist leider anders). Der Effekt spezifischer Medikamente beschränkt sich auf Stabilisierung und Verzögerung des Leidens, Heilung ist leider nicht zu erwarten.
Die meisten Demenzkranken (ca. 60% aller Betroffenen) werden zuhause von Partner/innen betreut – oft über die Grenzen der Belastbarkeit hinweg. Ohne Entlastung und Unterstützung laufen die Betreuer Gefahr, selbst somatisch oder psychisch krank zu werden. Nur rund 40% der Demenzkranken leben in Heimen.
Die direkten Kosten (= durchs öffentliche Gesundheitswesen finanziert) beliefen sich 2009 auf rund 3,9 Mio SFR – das sind 6% der gesamten Gesundheitskosten. Der grösste Teil davon waren Heimkosten; die Anteile Spital-, Arzt-, Spitex- und Medikamentenkosten sind dem gegenüber fast vernachlässigbar klein. Andererseits belaufen sich die geschätzten Kosten der Gratisarbeit pflegender Angehöriger auf rund 3 Mio. SFR!
Es ist wichtig, früh eine Diagnose zu stellen. Konflikte in der Familie oder am Arbeitsplatz wegen verändertem Verhalten oder ungenügender Leistung können so aufgefangen und viel Leid verhindert werden. Erst mit einer offiziellen Diagnose hat man Zugang zu gezielter Information und Beratung oder Therapie, fliessen Gelder und kann die Lebensgestaltung angegangen werden.
Die angestrebte Betreuung möglichst zuhause benötigt breit gefächerte Unterstützungs- und Informationsangebote. Diese sind vielfach vorhanden, es ist jedoch – teilweise auch für Profis – schwierig, sich in diesem «Dschungel» zurecht zu finden. Eine gut koordinierte Erfassung der Problematik und Zuordnung zu den geeigneten Angeboten bezeichnet man als «Case Management», dies ist jedoch leider nur erst punktuell verfügbar.
Alle wünschen sich gute Betreuung und ein möglichst autonomes Leben, idealerweise zuhause. Realität ist, dass nur ca. ¼ der Erkrankten eine spezifische Medikation hat, weniger als 30% des Bedarfs an Tagesstätten sind gedeckt. Die Wichtigkeit der Begleitung Angehöriger ist zwar erkannt, von den offiziellen Leistungserbringern fühlt sich aber idR. niemand zuständig (Ausnahmen sind aber die Sektionen der Alzheimer-Vereinigung mit offiziellem Leistungsauftrag der kantonalen Gesundheitsbehörde).
Was wäre nötig?
In der Realität gibt es zuwenig Angebote, ein grosses Gefälle zwischen Grossagglomerationen und ländlicher Peripherie, kaum Koordination, beschränkte Wahlmöglichkeiten, wenig Kenntnis vom Tun der Anderen seitens der Anbieter. Dies alles gilt es dringend zu verbessern.
Die Alzheimer-Vereinigung (nebst anderen) bietet Angehörigengruppen an, Ferien für Erkrankte und Partner, setzt sich für Frühdiagnostik ein, bietet schrittweise Informationen für alle, die beruflich mit Demenzkranken zu tun haben (z.B. Demente beim Coiffeur). Die Alzheimervereinigung fördert auf politischer Ebene die Bestrebungen um eine nationale Demenzstrategie, wie sie in anderen Ländern längst existiert.
Verweis auf regionale Angebote unterschiedlicher Organisationen
Hinweis auf Tätigkeit Alzheimer-Vereinigung (Zweigstelle Spiez, Anlaufstelle Bern)
und andere…